Was wäre aus mir geworden, wenn....
KommentierenKommentare (0) lesen als MP3 hören? klick mich #219 2019-03-02
Nach langer Zeit habe ich wieder Kontakt zu meinem Bruder Otto, dem einzigen älteren direkten Blutsverwandten, den ich noch habe. Wir kamen auf meine „Erinnerungen“ zu sprechen. Diese sind derzeit das Einzige was etwas Licht in meine dunkle graue Welt bringen. Leider hat mein Arbeitgeber durch sein schäbiges Verhalten, die Büchse der Pandora in meinem Kopf geöffnet und seither schneit es in meinem Oberstübchen.
Naja jedenfalls hat Otto, was die Zeit vor mir betrifft, mit vielen Hinweisen und Fotos / Dokumenten, etwas Aufklärung über meine/unsere Herkunft bringen können. Dafür bin ich ihm sehr, sehr dankbar und kam auf den Gedanken mal zu phantasieren „was wäre aus mir geworden, wenn…“
…meine Oma meinen leiblichen Großvater geheiratet hätte. Dieser sagte zu ihr „Maria, wenn sich zwei Herzen lieben, dann ist auch die kleinste Hütte groß genug“. Er war Frisör und das war damals eher ein unterbezahlter Job und Oma wollte doch schon immer ein großes Haus und genug zu essen. Vielleicht wäre ich dann anstatt Metzger schlicht Frisör (hahaha bei meiner Kreativität) geworden. Nun Otto besuchte ihn einmal und er hatte einen großen schönen Frisörsalon und musste sicher nicht Hunger leiden.
…nicht am 28.04.1955 im Haus meiner Eltern eine unsägliche, entsetzlich traurige Katastrophe geschehen wäre. Ob ich noch gezeugt worden wäre?
… nicht unser Bruder und unsere Mutter so früh verstorben wären. Vielleicht wäre mein Weg nicht so krumm verlaufen und ich hätte viele böse Dinge nicht getan.
…ich 1977 vom Notarzt nicht wiederbelebt worden wäre, nachdem mein Kreislauf aufgrund des hohen Blutverlustes zusammengebrochen war. Vielleicht ist ja wirklich Buddha der big chief da oben und hätte mich (bei meinem miesen Charma!) als etwas mit sechs Beinen und einem wirklich dicken Po (Ameise) wieder auf die Erde zurückgeschickt.
… unser Vater nicht so früh verstorben wäre. Vielleicht wäre ich Metzger -war immer mein Traumberuf- geblieben und hätte das Geschäft übernommen. Stattdessen durfte ich mir für meinen Arbeitgeber in Krisengebieten wie Mazedonien und Afghanistan todbringende Waffen an den Kopf und anderswo halten lassen und sehen wie Menschen getötet wurden.
…der Krebs nicht in einem noch operablen Stadium entdeckt worden wäre. Vielleicht würde ich auf Wolke 7 Hosianna singen und mich nicht mit Chemotherapie und bösartigem Arbeitgeber rumschlagen müssen.
Worauf ich hinaus will ist, dass man sich sein Leben meist nicht aussuchen kann, zu viele Kleinigkeiten können es in eine ganz andere Richtung drehen. Doch liebe Leute hört auf mit eurem Schicksal zu hadern und nehmt das Leben an, wie es nun einmal ist. Auch ich bin überzeugt, dass ich aus diesem Sumpf von Traurigkeit und Zukunftsangst etc. irgendwann wieder rauskomme und dankbar sein werde, was ich alles erleben durfte.
Sehr, sehr viele meiner Erlebnisse waren grausam, traurig und schmerzhaft, doch ohne dass ich es zählen werde, genau so viel waren auch unglaublich eindrucksvoll und schön. Deshalb Schluss mit jammern und zaudern, das Leben geht weiter. Macht das Beste daraus und hört euch den wunderschönen Song all kinds of roses von Yusuf Islam (Cat Stevens) an.
Kommentare: