Die drei Tyranninnen von Buckow
KommentierenKommentare (0) lesen als MP3 hören? klick mich #234 2019-04-09
Nach der gut gelungenen Krebsoperation stand eigentlich die adjuvante Behandlung in Form einer Chemotherapie auf dem Programm. Doch dazu wäre ich mental nicht in der Lage gewesen und wollte zuerst zur Reha. Diese fand dann vom 13.03. - 03.04. in der Immanuel Klinik Buckow (Märkische Schweiz) statt. Klar, dass einige der Beiträge weiter unten (Frankfurt, Cottbus u.a.m) während der Kur geschrieben wurden, aber ich wollte erst nach meiner Rückkehr offiziell im Blog davon schreiben. Wer weiß schon, welche Gestalten den Blog ausspionieren und nicht dass jemand die Wohnung ungefragt besucht hätte und gefallen an ein paar Gegenständen gefunden hätte.
Die Gebäude sind schön gelegen und von einem kleinen Park umgeben. Der erste Eindruck war sehr gut, der Empfang glich mehr einem Hotel als einem Krankenhaus voll mit an Krebs erkrankten Patienten. Mein Zimmer war ausreichend groß und mit Telefon und relativ großem TV ausgestattet. WLAN war mal gut, mal schlecht. Die Einrichtung darüber schweige ich, denn da sind selbst meine Möbel zuhause sehr modern :-). Was gar nicht ging, war die Badezimmerreinigung! Das muss umgehend geändert werden!
Etwas gewöhnungsbedürftig war die 2 Schichten Einteilung von Mittag- und Abendessen. Ist logistisch wohl nicht anders zu händeln. Zwar gab es keine Sitzordnung oder Zuteilung von Tischen wie es häufig üblich ist, dennoch behielt ich „meinen“ Platz über die gesamten 3 Wochen. Zuerst waren es zwei ältere Damen, siehe auch Beitrag 226, und dann gesellte sich nach ca. 1 Woche eine weitere lady hinzu. Fortan war mein Kurleben die Hölle, hahaha. Ich nannte sie scherzhaft die 3 Tyranninnen von Buckow.
Für mich gab ich ihnen die Bezeichnungen: „die Schweigsame“, „die ich möchte zu allen lieb sein“ und „die Revoluzzerin“. Alle drei waren sehr sympathisch und haben wohl eine bewegte Lebensgeschichte. Zudem waren sie sich IMMER einig, wenn es gegen mich ging. Jedenfalls waren wir der Tisch, der häufig Aufmerksamkeit erregte, denn es wurde JEDES MAL herzhaft gelacht und wir verbreiteten Fröhlichkeit.
Das Thema Krebs war keines, denn jeder wusste, dass der andere auch mit dieser Erkrankung zu kämpfen hat. Jeder muss sich individuell damit beschäftigen und wieder einmal bemerkte ich, dass jeder anders damit umgeht. Doch wenn du mit jemanden darüber sprachst, dann wusstest du, dass dein Gegenüber kein „Blinder der von Farbe spricht“ ist, sondern weiß um was es geht.
Unsere angeregten Tischgespräche werden mir in Erinnerung bleiben und speziell „die Revoluzzerin“ trug öfters zu meiner Erheiterung bei. Die Themen „Lauchzwiebel“ und „Haarspray“ werden mich noch häufig zum Grinsen bringen. Auch mit welcher Vehemenz sie ihren Standpunkt verteidigte.
Zur Reha selbst kann nur sagen, dass Krebs halt eine Krankheit ist, die hauptsächlich ältere Menschen betrifft und so kam es, dass selbst ich mit 59 Jahren einer der jüngeren war. Die Therapieangebote waren vielfältig und es wurde auf den Patienten eingegangen. So lehnte ich nach dem ersten Mal die Wassergymnastik (war bei vielen sehr beliebt) ab und das wurde im Therapieplan sofort geändert.
Das absolute Paradies war für mich der Griepensee, direkt am Park angrenzend. Die Entspannung die ich dort bekam war unglaublich, da vergaß ich jede Sitzung autogenes Training. Es passte an diesem kleinen See einfach alles und ich saß dort manches Mal und lies „die Seele baumeln“. Oder wie ich immer sage: Lieber meditieren als rumsitzen und gar nichts tun.
Was bleibt ist die Bekanntschaft zu einer sehr liebenswürdigen Frau aus Nigeria (Beitrag 233) und da sie in Berlin wohnt, werden wir uns sicher noch öfters treffen. Es bleibt die Gewissheit, dass es mich durchaus härter hätte treffen können mit dem Tumor und dass es Menschen gibt, die selbst mit aussichtsloser Zukunftsperspektive ihren Humor und Lebenswillen nicht verlieren. Davor ziehe ich meinen imaginären Hut und wünsche mir, ich hätte auch diese Energie.
Also liebe Freunde nicht zaudern und jammern, sondern rein in die Vollen und das Leben genießen, wer weiß schon wie lange es dauert.
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